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Ende Juni bin ich mit einem weinenden Auge nach Bukarest aufgebrochen um von dort mit einigen Volontären und Cristi zusammen in die Türkei zu einer Bibelschule zu fahren, die zusammen von Pater und Ruth geleitet wurde. Eigentlich war es klar, dass ich nach der Türkei wieder zurück nach Moldawien gehen würde. Leider war es dann aber besser, nicht noch einmal zurück zu gehen. So blieb nicht nur der meiste Teil meiner materiellen Sachen dort, sondern auch die Menschen, die ich in den fast drei Monaten so unglaublich lieb gewonnen habe. Besonders der kleine zweijährige Vladut und der zahnlose Maxim haben es mir angetan. Vladut ist ein zweijähriges Wunderkind das wie ein Wasserfall spricht und Maxim könnte laut Cristi vom Aussehen mein Bruder sein, ein Bruder der Barfuss auf schlammigen Strassen spielt, verdreckt ist wie ein kleines Schweinchen, sich benimmt wie ein kleiner Lausbub aber mir dennoch regelmäßig in die Arme gesprungen ist wenn er mich gesehen hat.
Nach der Bibelschule, die eine super Sache war und hoffentlich auch noch fortgesetzt werden kann, habe ich mich dann zusammen mit Cornelia, einer Mitvolontärin, und Fabian um die vielen wichtigen Gäste gekümmert. So kam ich auch das erste Mal in das berüchtigte Jilava Gefängnis in Bukares. Es war ein ziemlich komisches Gefühl, die Gänge hinunterzu gehen und in die Zellen zu schauen in denen bis zu vierundzwanzig Männer standen, saßen, lagen.... und dich mit glasigem Blick anschauten als wären wir die Besucher in einem Zoo und sie die zu begutachtenden Tiere. Auf der Strasse trafen wir Menschen, die sich vor unseren Augen eine Spritze nach der anderen in den Arm rammten, dreckig, wundig, in der einen Hand die Aurolacktüte, in der anderen die gebrauchte Spritze des Freundes infiziert mit Hepathitis in jeglicher Form, Aids , Syphilis... Es war ein komisches Gefühl die Gäste, die oftmals mindestens doppelt so alt waren wie Conny und Ich beruhigende und tröstende Worte zu geben, manchmal auch in den Arm zu nehmen und Tränen trockenen.
Danach machte ich eine zweite Reise in die Türkei. Diesmal zum 65. Geburtstag von unserem lieben Pater. Zusammen mit sechs Jungs fuhr ich ein zweites Mal mit dem Bus zwanzig Stunden über Bulgarien nach Pamucak in der Nähe von Izmir. Dismal war es mehr Freizeit, Urlaub als bei der ersten Reise. Wir machten auch eine Reise in das Landesinnere per Autostop aber waren ansonsten viel am Strand. Ich teilte mir mit den sechs Jungs ein Zweibettzimmer... (!).
Am 17. August werde ich nach einem Jahr nach Hause auf Besuch kommen. Zuerst werde ich nach Fulda fahren, und dann aber ab dem 21. August in Freiburg sein.