Sonntag, 9. Januar 2011

Mein Papa erzaehlt...

Liebe Feli,
nun der Versuch eines Berichtes.
Da standen wir nun am Bukarester Flughafen. Bestellt und nicht abgeholt. Der rumänischen Sprache nicht mächtig und keine Ahnung wohin wir mussten. Dann kam die erlösende SMS, „fahren jetzt los, bis gleich, freuen uns“. Obgleich Feli und ihr Abholteam zu spät waren, waren sie dennoch pünktlich, da unser Flieger eine halbe Stunde zu früh war.
Und dann begann unser Bukarestabenteuer. Erste Begegnungen mit den jungen Menschen im Casa Iuda. Wir verstanden nichts, hatten aber nicht einmal das Gefühl fremd zu sein und waren beeindruckt von einer Herzlichkeit, betrachteten aber auch die Distanzlosigkeit mit Interesse (und schon kam der Sozialprofi raus).
Untergebracht waren wir in einem 4-er Zimmer mit Dusche und WC. Luxus pur für rumänische Verhältnisse, aber wir genossen es, wohlwissend, dass wir fünf Tage später nur noch ein Plumpsklo und die Waschschüssel zur Verfügung haben werden.
Morgens um 8 Uhr Kapelle mit anschließendem Frühstück.
Dann ging´s nach Ploiesti und alles war wie`s Feli beschrieben hat. Gang über die vierspurige Schnellstraße und Wanderung zum Bahnhof übers freie Feld. Es fehlten allerdings die kläffenden Hunde, die ansonsten überall gegenwärtig sind.
Feli´s Arbeitsstelle mit ihren Häusern ist relativ neu, aber eine Spur einfacher gebaut als das Casa Iuda. Die Menschen, vor allem die Kinder, genauso herzlich und zugewandt. Gewöhnungsbedürftig war das absolute Schweigen am Mittagstisch.
Die weiteren Bukaresterlebnisse erspare ich Euch, denn es ist wie in jeder großen europäischen Großstadt. Beeindruckende Bauwerke und Häuser jeder Stilrichtung, einzig die oberirdischen Telefonleitungen, die den Blick auf das Eigentlich oft verdecken, sind noch erwähnenswert. Halt, und die Sicherheitsbeamten in jeder Metro-Bahn. Einer im vorderen  und einer im hinteren Drittel.
Erzählenswert ist allerdings noch die Bedeutung des Handys. Es dürfte nicht mehr lange dauern, dann unterhalten sich die Menschen dort miteinander, auch wenn sie nebeneinander herlaufen, indem sie in das kleine Gerät sprechen. In unserem ersten Restaurantbesuch, wir waren zu fünft, war ein länger dauerndes Gespräch nicht möglich, da das Handy ständig brummte, kaum am Ohr, das andere auf dem Tisch tanzte, ein Handy eher unüblich, zwei sollten es schon sein. Wenn kein Anruf kam, simste sicher eines der Handys und die Finger spielten als Antwort Klavier. Zum Glück kam die Pizza sehr spät, sie wäre kalt geworden.
Hatten wir dann doch endlich mal den Eindruck, man sprach mit uns, weil ein paar deutsche Worte fielen, weit gefehlt, die Worte galten einer anderen Volontärin, die am Handy war.
Wir sind dennoch beruhigt abgereist, denn wir spürten sehr deutlich, wie gut es Dir geht, liebe Feli, wie Du Dich auf dieses „Abenteuer“ einlassen kannst und wünschen Dir, dass Dich die vielen Erfahrungen, die Du dort machst, prägen und sicher Deinen weiteren Lebensweg bestimmen werden. Eine der letzten Eindrücke, die wir mitnahmen, war, dass der junge Mann, der Dir sehr wichtig ist und Du ihm wohl auch, beim Essen, wir waren wieder zu fünft, bald meinte, dass jetzt doch mal die Handys verschwinden sollten. Ein Mann mit Format.
Eines muss ich doch noch erzählen. Einer der ehemaligen Straßenkinder aus dem Hause Iuda, nahm uns mit zum Nordbahnhof in die Szene. Wir konnten in einen der Schächte schauen, in denen sie leben, wir konnten eine Gruppe erleben, die um einen dieser Schächte saßen, sich wärmten an der aufsteigenden Luft, sahen die vielen Spritzen und den Müll, der diese Menschen in ihrem Alltag begleitet. Sehr einfühlsam und eindrücklich zeigte er uns einen Teil seines früheren Lebens. Danke, Moise. Danke auch Dir Feli und Deiner besten Freundin Christine. Vielleicht sehen wir sie ja als Praktikantin im Kinderhaus wieder.

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